NATURAL HISTORY OF THE ENIGMA

Eduardo Kac

Kernstück der Arbeit ist ein Pflanzen-Tier-Wesen, eine neu geschaffene Lebensform, die so in der Natur nicht vorkommt. Bei „Edunia“ handelt es sich um eine gentechnisch hergestellte Kreuzung des Künstlers mit einer Petunie, wobei seine DNA ausschließlich in den roten Adern der Edunia exprimiert wird (dabei handelt es sich um die Produktion eines Proteins von einem Gen).

„Die neue Blume ist eine von mir erfundene molekularbiologisch hergestellte Petunienart, die in der Natur nicht vorkommt. Die Edunia besitzt rote Adern auf hellrosa Blütenblättern sowie ein in sämtlichen Zellen der roten Adern exprimiertes (d. h. nur in ihnen ein Protein produzierendes) Gen von mir. Das Gen wurde aus meinem Blut isoliert und sequenziert. Der rosa Blütenhintergrund, auf dem die Adern erscheinen, erinnert an meinen eigenen weiß-rosa Hautton. Durch die Molekularmanipulation entsteht also eine Blüte, die ein lebendiges Bild menschlichen Blutes ist, das durch die Adern einer Blume fließt.

Das von mir ausgewählte Gen hat die Aufgabe, Fremdkörper aufzuspüren. Ich integriere also in dieser Arbeit genau dasjenige in das „Andere“, was der Entdeckung und Abstoßung des „Anderen“ dient, und schaffe damit ein neues Wesen, das teils Blume, teils Mensch ist.

Durch den Einbau meiner IgG-DNA in das Chromosom der Edunia pflanzt sich mein Gen mit den Samen fort, sodass es auch in den neu entstehenden Blumen vorhanden ist.

„Natural History of the Enigma“ ist eine Reflexion über die Kontiguität des Lebens zwischen den verschiedenen Spezies. Die Arbeit operiert mit dem Rot des Blutes und dem Rot der Pflanzenadern als Zeichen für unser gemeinsames Erbe im Spektrum des Lebens. Mit der visuell dramatischen Verbindung menschlicher und pflanzlicher DNA (der roten Expression menschlicher DNA in den Adern der Blütenblätter) setze ich die Kontiguität des Lebens zwischen den Arten deutlich um.

Die Arbeit möchte dem Publikum Ehrfurcht vor dem erstaunlichen Phänomen einflößen, das wir als „Leben“ bezeichnen. Die meisten haben vielleicht kein Problem damit, unsere Verwandtschaft mit Affen und anderen nichtmenschlichen Tieren anzuerkennen, vor allem mit solchen, mit denen wir direkt kommunizieren können, wie Katzen oder Hunde. Aber der Gedanke, dass wir auch anderen Lebensformen wie z. B. Pflanzen nahe stehen, dürfte doch viele überraschen.“


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